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Nagelprobleme verstehen – Onychomadese und Onycholyse im Fokus

Unsere Nägel sind oft ein Spiegel unserer Gesundheit, und Veränderungen an ihnen können beunruhigend sein. Zwei häufige, aber oft verwechselte Zustände, die das Nagelbild stark beeinflussen können, sind die Onychomadese und die Onycholyse. Was verbirgt sich hinter diesen Begriffen und wann sollten Sie hellhörig werden?

Audiozusammenfassung*

Was ist Onychomadese? Der Nagelverlust von der Wurzel her

Die Onychomadese beschreibt eine fortschreitende Ablösung der Nagelplatte, die typischerweise vom proximalen (wurzelnahen) Bereich ausgeht und mit einer Trennung der Nagelplatte von der Nagelmatrix einhergeht. Das Ergebnis ist das Abfallen des Nagels.

Die Ursache für Onychomadese liegt häufig in einer exsudativen Entzündung des Nagelepithels. Eine Besonderheit der Onychomadese ist, dass der abgefallene Nagel in der Regel nicht durch Narbenbildung ersetzt wird. Stattdessen kann ein neuer Nagel nachwachsen, während die teilweise gelöste Nagelplatte noch distal im Nagelbett anhaften kann.

Häufige Auslöser für Onychomadese sind:

Akute fieberhafte Infektionen wie Scharlach, Sepsis, Virusinfektionen (Grippe) oder Pneumonie.

Intoxikationen (Vergiftungen) und leichtere Traumen.

Ein Beispiel für Onychomadese sehen wir in Abbildung 12, die einen Patienten mit pustulöser Psoriasis zeigt.

Was ist Onycholyse? Die Ablösung vom Nagelbett

Im Gegensatz zur Onychomadese ist die Onycholyse ein Zustand, bei dem sich die Nagelplatte vom Nagelbett löst, entweder teilweise oder vollständig. Diese Ablösung beginnt typischerweise am freien Rand des Nagels und schreitet dann nach hinten fort.

Die Onycholyse kann durch eine Vielzahl von Störungen verursacht werden, die zu dieser distalen oder seitlichen Ablösung der Nagelplatte führen können. Es werden zwei Haupt-Pathomechanismen unterschieden, darunter eine physikalisch-chemische Kontinuitätstrennung von Nagelplatte und Nagelbett.

Onycholyse kann durch viele Faktoren ausgelöst werden, darunter:

Verletzungen und Drucktraumen, besonders bei chronisch belasteten Großzehennägeln.

Kältetraumen.

• Kontakt mit Lösungsmitteln, beispielsweise bei Laugenwäschereien.

Mechanische Kontinuitätstrennungen durch Tumoren im Nagelbett.

Toxische und phototoxische Reaktionen auf verschiedene Medikamente wie Antibiotika, Chemotherapeutika oder andere Arzneimittel.

Hormonelle Störungen, zum Beispiel bei Schilddrüsenerkrankungen oder Hyperhidrosen.

• Bestimmte Krankheiten wie Porphyrie (siehe Abb. 14).

Onycholyse tritt auch sehr häufig in Kombination mit mykotischen und bakteriellen Infektionen, chronischen Ekzemen, Erythrodermien und Psoriasis auf. Abbildung 13 zeigt beispielsweise eine Onycholyse „semilunaris“ nach Kältetrauma.

Wann sollten Sie einen Arzt oder einen Podologen aufsuchen?

Die Ablösung des Nagels ist ein häufiges Symptom verschiedener Nagelkrankheiten. Ob es sich um eine Onychomadese oder Onycholyse handelt, oder eine andere Ursache zugrunde liegt (wie zum Beispiel Pilzinfektionen, Onychotillomanie oder andere Entzündungen), eine medizinische Abklärung ist unerlässlich.

Die Behandlung einer partiellen Onycholyse zielt darauf ab, Infektionen und Verunreinigungen zu verhindern. Der Therapieansatz beinhaltet in der Regel das regelmäßige Entfernen des lose anhaftenden Nagels und die Behandlung des Nagelbetts mit lokalen Antiseptika. Hierfür können Polyhexanidhaltige Lösungen oder Wundgele (z.B. Prontosan® oder Lavanid®) oder Polyvinylpyrrolidon-Jod-Komplexe (z.B. Betaladona® oder Repithel®) verwendet werden.

Fazit:

Nagelveränderungen wie die Ablösung der Nagelplatte sollten ernst genommen werden. Sowohl Onychomadese als auch Onycholyse erfordern eine genaue Diagnose, um die zugrunde liegende Ursache zu ermitteln und eine adäquate Behandlung einzuleiten. Zögern Sie nicht, bei solchen Symptomen professionellen Rat einzuholen!

*Audiozusammenfassung: notebooklm.google.com

Bild: Dr.Karpienski

Dr. med. Herbert Karpienski

Herbert Karpienski ist Facharzt für Anästhesiologie, führt seit 1996 ambulante Narkosen durch und war bis 2020 über zehn Jahre im Rettungsdienst tätig. 2014 erwarb er das Zertifikat Leitender Notarzt. Zudem beschäftigt er sich mit podologischen Themen und bildet sich darin kontinuierlich fort.

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