Bild Praxis Dr. Karpienski

Nagelpilzdiagnostik im Wandel

Warum die PCR-Methode herkömmlichen Verfahren überlegen ist

Nagelpilz – medizinisch als Onychomykose bezeichnet – betrifft Millionen Menschen und zählt zu den häufigsten dermatologischen Infektionen. Doch trotz moderner Therapien bleibt die Behandlung oft langwierig, was vor allem an diagnostischen Unsicherheiten liegt. Denn die richtige Diagnostik ist entscheidend für den Therapieerfolg – und genau hier bringt die molekulare PCR-Technologie (Polymerase-Kettenreaktion) einen erheblichen Fortschritt.

In diesem Artikel erfahren Sie, warum die PCR-Diagnostik gegenüber der klassischen Pilzkultur überlegen ist und weshalb die Qualität der Probenentnahme einen entscheidenden Einfluss auf das Ergebnis hat.


🔍 1. Die Basis jeder Diagnostik: Die fachgerechte Probenentnahme

Die Treffsicherheit der Laboranalyse beginnt nicht mit der Untersuchung, sondern mit der Qualität des eingesandten Materials. Eine falsche oder unzureichende Probenentnahme kann selbst die modernste Technik ins Leere laufen lassen.

SituationVorgehen bei der ProbenentnahmeBesonderheiten
Haut- oder HaarmykosenEntnahme von Schuppen oder Haarstümpfen mit PinzetteRelativ unkompliziert
Nagelmykosen (Onychomykose)Aufraspeln der Nagelplatte mit stumpfer Schere oder Fräser, gezielte Entnahme des Materials unter der NagelplatteErfordert Fachkenntnis; tiefere Proben erhöhen die Nachweiswahrscheinlichkeit

Tipp für Patienten:
Kosmetischer Nagellack sollte mehrere Tage vor der Probenentnahme entfernt werden, da er die DNA von Pilzen zerstören kann. Ein falsch-negativer Befund bei PCR-Tests wäre die Folge.


🧪 2. Klassische Kultur vs. PCR – Ein Vergleich der Diagnostikverfahren

Die klassische Methode zur Erregeridentifikation ist die Pilzkultur – sie gilt als Goldstandard, hat aber gravierende Schwächen.

MerkmalPilzkulturPCR-Diagnostik
Nachweis bei VorbehandlungHäufig negativNachweis auch bei begonnener Therapie möglich
Dauer bis zum Ergebnis2–3 Wochen1–3 Tage
SensitivitätNiedrig (~50 % bei klinischem Verdacht)Hoch (auch bei Sporen & Mischinfektionen)
Erkennung von MischinfektionenEingeschränktSehr genau
KostenGeringerEtwas höher, aber schneller und zuverlässiger

Die PCR-Methode weist Pilz-DNA direkt nach, ohne auf lebende Erreger angewiesen zu sein. Selbst wenn Patienten bereits mit antimykotischen Medikamenten behandelt wurden, kann die PCR noch eine Infektion nachweisen – was bei der Kultur oft nicht mehr gelingt.


🧬 3. Weitere Stärken der PCR-Technologie

Die PCR bietet über die reine Diagnostik hinaus weitere Vorteile, die auch für die therapeutische Planung von großer Bedeutung sind:

Stärke der PCRBedeutung in der Praxis
Nachweis von Sporen und schwer zugänglichen ErregernEtwa beim Dermatophytom – eine gekapselte Sporenmasse im Nagel, schwer behandelbar, aber durch PCR gut nachweisbar
Identifikation mehrerer Pilzarten gleichzeitigz. B. Trichophyton rubrum UND Trichophyton interdigitale
TherapiekontrolleEin negativer PCR-Befund am Ende der Behandlung zeigt zuverlässig die Ausheilung an – die Therapie kann dann sicher beendet werden

4. Sicheres Therapieende – weniger Rückfälle

Ein häufiges Problem in der Behandlung der Onychomykose ist die hohe Rückfallquote (Rezidivrate). Bisher basierte die Beurteilung des Therapieerfolgs meist auf der äußeren Erscheinung des Nagels – ein trügerisches Kriterium, da Pilzsporen im Inneren lange überleben können.

Die PCR ermöglicht es, die mikrobiologische Heilung eindeutig zu bestätigen. Ein negativer PCR-Nachweis ist somit ein valider Marker für den erfolgreichen Abschluss der Therapie. Das bedeutet:

  • Vermeidung unnötig langer Therapien
  • Senkung der Rezidivrate
  • Bessere Patientenzufriedenheit

🧾 Fazit: Moderne Diagnostik – moderne Therapie

Die Kombination aus:

  1. fachgerechter Probenentnahme,
  2. PCR-basierter Diagnostik,
  3. differenzierter Erregererkennung
  4. objektiver Therapiekontrolle

stellt einen Quantensprung in der Behandlung der Onychomykose dar.

Patienten profitieren von einer schnelleren, genaueren Diagnose und einer individuell steuerbaren, kürzeren und wirksameren Therapie. Für behandelnde Fachpersonen bedeutet dies eine höhere diagnostische Sicherheit und eine deutlich verbesserte Behandlungsplanung.

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