Ein schmerzender Zeh kann den Alltag stark beeinträchtigen: Jeder Schritt tut weh, enge Schuhe werden zur Qual und manchmal reicht schon die leichte Bettdecke, um nachts Schmerzen zu verursachen. Häufig steckt ein eingewachsener Zehennagel dahinter – eine sehr verbreitete Erkrankung, die Menschen jeden Alters betreffen kann. Daneben gibt es den weniger bekannten Zangennagel, der meist ältere Menschen betrifft. In diesem Artikel erfahren Sie, was hinter diesen Problemen steckt und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.
Was ist ein eingewachsener Nagel (Unguis incarnatus)?
Ein eingewachsener Nagel entsteht, wenn die seitliche Kante des Nagels in das umgebende Gewebe drückt. Dadurch entwickelt sich eine entzündliche Reaktion, die Schmerzen und Schwellungen verursacht.
Stadien der Erkrankung:
- Stadium I: Rötung, Schwellung, Druckschmerz.
- Stadium II: Zusätzlich Eiter oder Wundsekret.
- Stadium III: Ausbildung von „wildem Fleisch“ (Caro luxurians), einem stark wuchernden Granulationsgewebe.
Wichtig: Die Intensität der Schmerzen entspricht nicht immer dem sichtbaren Befund. Manche Patienten mit starker Entzündung empfinden kaum Beschwerden, andere mit nur leichten Veränderungen klagen über erhebliche Schmerzen.
Ursachen – warum wächst ein Nagel ein?
Die häufigste Ursache ist eine falsche Nagelpflege. Werden die Nagelecken zu stark gekürzt oder rund geschnitten, kann ein kleiner Rest ins Gewebe einwachsen.
Weitere Risikofaktoren:
- Enge, luftundurchlässige Schuhe
- Starkes Schwitzen (z. B. in der Pubertät)
- Wiederholte Mikroverletzungen, etwa durch Sport
- Übergewicht
- Fußfehlstellungen oder besondere Nagelformen
Abgrenzung: Was ist ein Zangennagel?
Der Zangennagel (Pincer nail) entsteht meist ab dem 50. Lebensjahr. Die Nagelplatte verdickt und krümmt sich stark, sodass sie das Nagelbett „zuzwickt“. Entzündungen sind hier selten, die Schmerzen jedoch oft sehr stark.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Therapie richtet sich nach dem Stadium und den Beschwerden. Eine einfache Untersuchung genügt in der Regel zur Diagnose.
1. Konservative und podologische Behandlung
- Tamponaden & Sulci-Protektoren: Entlasten den Nagelrand.
- Nagelspangen (Orthonyxie): Heben den Nagelrand an und korrigieren die Wuchsrichtung.
- Taping: Spezielle Klebestreifen entlasten den Nagelfalz.
- Antiseptische Lösungen: Reduzieren Keime und fördern die Abheilung.
 (Fußbäder, besonders mit Schmierseife, sind nicht geeignet, da sie die Haut aufweichen.)
2. Operative Verfahren
Wenn konservative Methoden nicht ausreichen:
- Matrixhornresektion oder Phenolkaustik: Entfernung des eingewachsenen Nagelstreifens mit gezielter Verödung der Nagelwurzel – mit sehr niedriger Rückfallquote.
- Nicht mehr empfohlen: Vollständige Entfernung des Nagels oder radikale Operationen am Nagelwall.
Antibiotika sind in der Regel nicht notwendig, da es sich meist um eine sterile Entzündung handelt.
Vorbeugung – so schützen Sie Ihre Nägel
- Richtig schneiden: Nägel gerade und nicht zu kurz schneiden, Ecken nicht abrunden.
- Schuhwerk: Bequeme, atmungsaktive Schuhe mit ausreichend Zehenfreiheit.
- Fußhygiene: Füße sauber und trocken halten, Baumwollstrümpfe oder Strümpfe mit weiter Zehenbox tragen.
- Belastung vermeiden: Bei sportlicher Belastung die Zehen gut schützen.
Wann zum Arzt?
Suchen Sie ärztliche Hilfe auf, wenn:
- Schmerzen, Rötungen oder Schwellungen bestehen
- sich Eiter bildet
- das Laufen deutlich beeinträchtigt ist
Eine rechtzeitige Behandlung verhindert Komplikationen, lindert Schmerzen und hilft Ihnen, schnell wieder beschwerdefrei zu gehen.
👉 Fazit:
Eingewachsene Nägel und Zangennägel sind häufige, aber gut behandelbare Probleme. Mit richtiger Pflege, passenden Schuhen und frühzeitiger ärztlicher Beratung lassen sich Schmerzen vermeiden und Rückfälle verhindern.
Quelle: AWMF S1-Leitlinie https://register.awmf.org/assets/guidelines/013-106l_S1_Management-des-eingewachsenen-Nagels_2025-08.pdf
Typische Fehler – was Sie unbedingt vermeiden sollten
Viele Betroffene versuchen zunächst, den eingewachsenen Nagel selbst zu behandeln. Manche Methoden scheinen kurzfristig zu helfen, führen aber langfristig oft zu noch stärkeren Beschwerden oder Komplikationen.
Häufige Fehler, die Sie besser vermeiden sollten:
| Falsches Verhalten | Warum es problematisch ist | 
|---|---|
| Selbst „Herusschneiden“ der Nagelecken | Meist bleibt ein scharfer Nagelrest („Dorn“) zurück, der noch tiefer ins Gewebe einwächst und die Entzündung verstärkt. | 
| Nägel rund schneiden | Fördert das Einwachsen der Ecken – Nägel sollten immer gerade geschnitten werden. | 
| Tiefe Manipulation mit spitzen Instrumenten (z. B. Scheren, Nadeln, Pinzetten) | Erhöht das Risiko von Verletzungen, Infektionen und verstärkter Entzündung. | 
| Dauernde Fußbäder mit Seife oder Essig | Weichen die Haut übermäßig auf, sodass Bakterien leichter eindringen können. | 
| Übermäßiger Einsatz von Salben oder Pflastern ohne fachliche Kontrolle | Kann das Gewebe feucht halten und die Entzündung fördern. | 
| Zu enge Schuhe trotz Beschwerden weitertragen | Verstärkt den Druck auf den Zeh und verhindert die Abheilung. | 
| Antibiotika in Eigenregie | In den allermeisten Fällen unnötig, kann Resistenzen fördern und verzögert die richtige Behandlung. | 
👉 Merke:
Ein eingewachsener Nagel heilt nicht durch aggressives Schneiden oder Manipulation in Eigenregie. Besser ist es, frühzeitig fachkundige Hilfe bei Podolog:innen oder Ärzt:innen in Anspruch zu nehmen. So lassen sich Schmerzen rasch lindern und unnötige Komplikationen verhindern.
 
			 
			
