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Wenn die Zehenzwischenräume zur Problemzone werden – Was Sie über die „Infizierte Zehenzwischenraum-Intertrigo“ wissen sollten

Kennen Sie das? Die Haut zwischen den Zehen ist gerötet, nässt, riecht vielleicht unangenehm und schmerzt. Oft wird dies vorschnell als Fußpilz abgetan – doch dahinter kann sich mehr verbergen: die Infizierte Zehenzwischenraum-Intertrigo (IZI).
Früher sprach man vom „gramnegativen Fußinfekt“, ein Begriff, der heute als ungenau gilt. In diesem Artikel erfahren Sie, was die IZI ist, wie Sie sie erkennen und was Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt dagegen tun können.


Was ist die Infizierte Zehenzwischenraum-Intertrigo (IZI)?

Die IZI ist eine Entzündung der Haut in den Zehenzwischenräumen, die durch ein Mischinfekt verschiedener Bakterien und häufig auch Pilze entsteht.

  • Ausgangspunkt ist meist aufgeweichte Haut (Mazeration) und kleine Risse (Erosionen).
  • Häufig liegt zuvor ein Fußpilz (Tinea pedis) oder eine kleine Verletzung vor.
  • Durch diese geschädigte Hautbarriere dringen Bakterien ein.

Anders als der alte Name vermuten lässt, sind nicht nur gramnegative Bakterien wie Pseudomonas aeruginosa beteiligt, sondern auch grampositive Keime wie Staphylococcus aureus – oft zusätzlich mit Pilzen.
Unbehandelt kann sich die Infektion ausbreiten und sogar zu flächigen Wunden oder schwereren Infektionen führen.


Typische Symptome – worauf Sie achten sollten

SymptomBedeutung
Flächige, nässende WundenHaut ist offen, Flüssigkeitsabsonderung sichtbar
Weißlich aufgeweichte RänderZeichen für Mazeration
Unangenehmer, süßlich-fauliger Geruchtypisch bei gramnegativen Bakterien
Schwellung (Ödem) und SchmerzenHinweis auf Entzündung
Gelb-grünliche Beläge oder Eiterspricht für bakterielle Beteiligung
Schlechte HeilungWunde wird größer statt kleiner

Besonders gefährdet:
Menschen mit Diabetes mellitus, Durchblutungsstörungen (pAVK), Lymphödemen oder Polyneuropathie.


Wie behandelt der Arzt die IZI? – Das Stufenkonzept

Die Behandlung erfolgt schrittweise und wird an die Schwere der Erkrankung angepasst.

Stufe 1: Lokale Therapie (immer notwendig)

Basis jeder Behandlung: Entzündung lindern, Keimzahl senken, Haut trockenlegen.

  1. Feuchte Umschläge mit synthetischen Gerbstoffen → entzündungshemmend, zusammenziehend.
  2. Mechanische Reinigung → vorsichtiges Abtragen von Belägen mit sterilen Kompressen.
  3. Antiseptika wie Polihexanid oder Octenidin → gezielte Keimreduktion.
  4. Trockenlegung der Zwischenräume → z. B. sterile Kompressen oder Textilien (ggf. mit Silber).
  5. Schwellungsbehandlung → ggf. Kompressionstherapie, wenn keine Durchblutungsstörung vorliegt.

Stufe 2: Systemische Antibiotika (nur bei Bedarf)

Nicht jeder Befund erfordert Antibiotika!

  • Indikation: Nur, wenn sich die Infektion ins Weichgewebe ausbreitet (Phlegmone).
  • Keimfokus: meist Staphylococcus aureus.
  • Wichtig: Fluorchinolone, früher häufig eingesetzt, gelten heute wegen Nebenwirkungen als ungeeignet.
  • Diagnostik: Bei komplizierten Fällen kann eine Gewebeprobe (Biopsie) sinnvoller sein als ein oberflächlicher Abstrich.

Stufe 3: Chirurgische Maßnahmen (selten, bei schweren Verläufen)

Nur notwendig, wenn:

  • tiefe Gewebeschichten (Faszien, Muskeln) betroffen sind,
  • Knocheninfektion (Osteomyelitis) vorliegt,
  • Durchblutungsstörungen eine Heilung verhindern,
  • lebensbedrohliche Infektionen (z. B. nekrotisierende Weichteilinfektion) drohen.

Was Sie selbst tun können – Vorbeugen ist der beste Schutz

MaßnahmeNutzen
Fußpilz konsequent behandelnVerhindert Eintrittspforten für Bakterien
Füße gründlich abtrocknen (auch zwischen den Zehen)Verhindert Mazeration
Atmungsaktives Schuhwerk & Baumwollsockenreduziert feucht-warmes Klima
Regelmäßige Fußkontrollebesonders wichtig bei Diabetes
Begleiterkrankungen gut einstellenverringert das Risiko schwerer Infektionen

Fazit

Die infizierte Zehenzwischenraum-Intertrigo ist mehr als nur „Fußpilz“. Sie entsteht durch das Zusammenspiel von Pilzen und Bakterien und kann unbehandelt schwer verlaufen.
Eine frühzeitige, gezielte Lokaltherapie ist entscheidend, Antibiotika sind nur in ausgewählten Fällen notwendig. Mit guter Fußpflege, konsequenter Behandlung von Fußpilz und regelmäßiger Kontrolle – besonders bei Diabetes oder Durchblutungsstörungen – können Sie das Risiko deutlich senken.

👉 Sollten Sie Veränderungen wie Rötungen, Nässe oder Geruch zwischen den Zehen bemerken, suchen Sie frühzeitig ärztlichen Rat. So lassen sich langwierige und gefährliche Verläufe vermeiden.


Quelle: AWMF S1 Leitlinie https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/013-109

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