Bild Praxis Dr. Karpienski

Nagelwachstumsstörungen – Wenn Nägel mehr erzählen als nur Schönheit

Unsere Nägel sind oft ein Indikator für unsere allgemeine Gesundheit. Sie sind nicht nur ein kosmetischer Aspekt, sondern können bei Veränderungen wichtige Hinweise auf zugrunde liegende körperliche Prozesse geben. Doch was passiert, wenn das kontinuierliche Wachstum der Nägel gestört ist? Nagelwachstumsstörungen sind ein vielschichtiges Phänomen, dessen Ursachen und Diagnose wir hier beleuchten.

Audiozusammenfassung

Grundlagen des Nagelwachstums

Die Nägel wachsen ein Leben lang und sind ständigen Einflüssen ausgesetzt. Im Durchschnitt wachsen Fingernägel etwa 0,5 bis 1,2 Millimeter pro Woche. Faktoren wie das Lebensalter, die Durchblutung, Ernährung und körperliche Belastung können diesen Wert beeinflussen. So wachsen Fingernägel an der Arbeitshand schneller, während Zehennägel und Nägel älterer Menschen tendenziell langsamer wachsen.

Ursachen und Erscheinungsformen von Wachstumsstörungen

Die Entstehung von Nagelwachstumsstörungen ist komplex. Oft sind krankhafte oder traumatische Einflüsse die Ursache, die das Wachstum behindern können. Im Kern vieler Störungen steht eine anomal verdünnte Matrixaktivität, welche für die Bildung des Nagelmaterials verantwortlich ist.

Die Auslöser können vielfältig sein:

Allgemeine Krankheiten: Zahlreiche Krankheiten, sowohl isolierte Symptome als auch Begleiterscheinungen anderer Organfehler, können das Nagelwachstum beeinflussen.

Lokale oder umgebende Prozesse: Krankhafte Prozesse im Nagelbett oder in der unmittelbaren Umgebung spielen eine Rolle.

Externe Faktoren: Medikamente, Chemikalien, traumatische Einwirkungen und sogar die umgebende Umwelt können die Nagelbildung beeinträchtigen.

Die Nagelplatte reagiert sehr empfindlich auf schädigende Einflüsse. Treten Veränderungen auf, handelt es sich meist um eine Störung in der Bildung des Nagelmaterials, beispielsweise durch Probleme bei der Keratinisierung oder Kohärenz. Dies führt oft zu asymmetrischen Nagelveränderungen. Neben direkten Schäden an der Nagelplatte können auch krankhafte Prozesse im Nagelbett, wie Blutungen, Infektionen oder Tumore, durch die transparente Nagelplatte hindurch sichtbar werden und sich als Verfärbungen oder Onycholysen (Nagelablösung) äußern. Manchmal ist der Pathomechanismus jedoch nicht klar, und die Ursachen bleiben unentdeckt.

Die Bedeutung der richtigen Diagnose

Bei der Diagnose von Nagelveränderungen steht an erster Stelle die Beobachtung und morphologische Zuordnung der Phänomene. Anamnestische Angaben und labormäßige Zusatzbefunde sind entscheidend für die differenzialdiagnostische Abgrenzung.

Wichtige Hinweise bei der Betrachtung:

Asymmetrische Veränderungen oder die Beteiligung von wenigen Nägeln können auf lokale Ursachen hindeuten.

Symmetrische Veränderungen oder solche, die „von innen her“ kommen, weisen oft auf Grunderkrankungen oder systemische Leiden hin.

• Die Unterscheidung zwischen exogenen (äußeren) und endogenen (inneren) Schädigungen ist ebenfalls wichtig.

Spezielle Untersuchungsmethoden:

Um eine genaue Diagnose zu stellen, stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung:

Optische Hilfsmittel: Die Inspektion erkrankter Nägel wird oft durch eine Lupe oder den Einsatz des Dermatoskops unterstützt. Mit Endoskopie oder Hohllinienmikroskopie können Details im Nagelmaterial besser erkannt werden, besonders mit einem Öltropfen auf der Nagelplatte.

Laboranalysen: Mykologische und bakteriologische Untersuchungen sind essenziell, um Infektionen auszuschließen oder zu identifizieren.

Histologische Untersuchungen: Diese sind unverzichtbar zum Ausschluss von Tumoren.

Nagelbiopsien: Eine Nagelbiopsie kann wertvolle Aufschlüsse zur Klärung der Ursachen und Entstehungsweisen liefern.

Moderne Bildgebung: Für die operative Planung bei Tumoren im Nagelbett haben sich neuere sonographische Techniken als wertvoll erwiesen.

• Auch die Bestimmung von qualitativem Nagelmaterial (z.B. mittels rasterelektronenmikroskopischer Untersuchungen) oder die Dicke der Nagelplatte können untersucht werden.

Fazit

Nagelwachstumsstörungen sind ein Alarmzeichen des Körpers und sollten nicht unterschätzt werden. Eine frühzeitige und präzise Diagnose ist entscheidend, um die genaue Ursache zu identifizieren und anhaltende kosmetische Schäden zu vermeiden. Bei anhaltenden oder auffälligen Nagelveränderungen ist es daher ratsam, einen Arzt oder Dermatologen aufzusuchen.


Quelle: Audiozusammenfassung notebooklm.google.com

Bild: Dr.Karpienski

Dr. med. Herbert Karpienski

Herbert Karpienski ist Facharzt für Anästhesiologie, führt seit 1996 ambulante Narkosen durch und war bis 2020 über zehn Jahre im Rettungsdienst tätig. 2014 erwarb er das Zertifikat Leitender Notarzt. Zudem beschäftigt er sich mit podologischen Themen und bildet sich darin kontinuierlich fort.

Bild: Hinweis
Index